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Was ist unter dem Nightingale Mentoring-Projekt der Kinderfreunde zu verstehen?

Das habe ich mich auch gefragt als mir das freiwilligen Projekt zum ersten Mal vorgestellt wurde.

Generell ist es ein Projekt, indem Student:innen jeglicher Studienrichtung freiwillig mitmachen können. Die Zielgruppe des Projektes sind Kinder und Jugendliche, die aus Familien kommen, welche erst in der ersten oder zweiten Generation in Wien leben (auch bezeichnet als „Person mit Migrationshintergrund“). Die Mentor-Mentee-Beziehung zwischen Studiereden und Kind soll in vielerlei Hinsicht das Kind unterstützen.

Wie schaut diese Unterstützung aus?

Die Unterstützung, die Studierende durch das Programm Kinder geben ist vielfältig: Ausflüge zu unternehmen, neue Sachen in Wien zu entdecken, Lieblingsaktivitäten der Kinder zu machen, den Mentees bei ihren Deutschkenntnissen zu helfen oder den Kindern einfach mal zuzuhören.

Mein Mentee (ich kürze seinen Namen hier ab mit F.) hatte viel zu erzählen. Ob es manchmal nur über Fußball ging oder aber auch um die Lehrerin, die in gerade in der Schule ungerecht behandelt, F. hatte keine Scheu mir das zu erzählen. Der Aspekt des Zuhörens habe ich als Mentorin als sehr wichtig empfunden, denn einem Kind wird meiner Meinung nach viel zu wenig im Alltag „richtig zugehört“.

Aber natürlich war Reden nicht das einzige was wir gemacht haben. Das Nightingale Projekt gibt es ja auch, um Wien zu entdecken und damit die Kinder einmal aus ihrem gewohnten Umfeld treten.

Damit ich die Ausflüge besser erklären kann, erzähle ich kurz wie meine ersten Treffen mit F. waren:

Um passende Aktivitäten für meinen Mentee zu finden, musste ich zuerst einmal herausfinden, was F. mag und was eher nicht so sein Fall war. Schon bei einer der ersten Ausflüge, – nämlich in das Technische Museum – war F. mehr begeistert von der Rutsche im Museum (die auch echt cool ist, da kann man nämlich die km/h messen wie schnell man rutscht) als von der restlichen Museumstücke (Autos, Flugzeuge usw.). Ich fragte – als wir rausgingen, um zum nächstgelegenen Spielplatz zu gehen- ob das Museum ihm gefallen hat. Er antwortete: „Nur Dinge anzuschauen, ist nicht so toll. Ich mag lieber Dinge machen.“

Also überlegte ich mir was wohl etwas in Wien sein könnte, was meinem Mentee machen kann und ihm gefallen wird. Vielleicht etwas was er sonst nicht so gut mit seiner Familie unternehmen kann. Denn F. hat drei kleine Brüder und man weiß: Auf vier kleine Burschen aufzupassen ist eine Meisterleistung für jede Eltern.

Und da viel mehr eine gute Idee für das nächste Ausflugsziel ein: Der Wiener Prater.  

Wie bei jedem Treffen schrieb ich davor den Eltern, was wir für einen Ausflug machen. Als ich am Ausflugstag in das Stiegenhaus meiner Mentee-Familie kam, wartete F. schon auf der Stiege, hüpfte aufgeregt auf und ab und fragte wann es endlich losgeht. Da der Weg mit dem öffentlichen Verkehrsmittel lang war, vertreiben wir uns die Zeit damit, die Bezirke von Wien aufzuzählen (das machten wir jedes Mal wenn wir unterwegs sind.) Die Bezirksnamen zu wissen und zu schauen in welchem wir gerade sind, war meine Idee, aber im Laufe des Mentoring, wurde mein Mentee viel besser darin die Namen zu wissen als ich. 

Vor dem Prater machten uns aus wie viele Bahnen er fahren darf und, dass wir danach noch auf den Spielplatz gehen. Ich selbst bin kein großer Fan von Achterbahnen oder Karussellen, aber F. liebte es. Bevor er immer eine Achterbahn (für seine Größe und sein Alter) machte, versicherte er mir das er „überhaupt keine Angst hat“. Meistens konnte ich ihm aber von seinem verzerrten Gesichtsausdruck ablesen, dass die Achterbahn schon sehr wild war.

Als wir den Prater verließen, um noch ein wenig am nächstgelegenen Spielplatz das Sommerwetter zu genießen, war F. noch immer aufgeregt von dem was er alles gemacht hat und erzählte es mir immer und immer wieder (anscheinend hatte es ihm sehr gefallen).

Am Spielplatz fiel mir wieder einmal auf wie offen, freundlich F. ist und wie schnell er Bekanntschaften schließen kann. Ich habe es schon sehr oft gesehen, dass er wie aus dem nichts beim Fußballspielen im Park bei fremden Kindern dabei ist oder einem kleinem Kind die Treppe von der Rutsche raufhilft. Da F. diese Eigenschaften hat, versteht er umso weniger warum manche Kinder sehr abwertend oder unfreundlich sind. Er hat mich mal gefragt warum manche Kinder so sind. Ich wusste keine Antwort, außer, dass auch Erwachsene manchmal genauso sind.

Nicht nur für F. war der Ausflug in den Prater einer der besten Ausflüge, sondern auch für mich. Denn als wir am späten Nachmittag zurückkamen, drehte sich F. vor der Haustür zu mir um und sagte mir nochmal, dass das einer der coolsten Tage war und fragte ob wir bald wieder zusammen Achterbahn fahren.

Hoffentlich konnte ich mit dieser kurzen Erzählung verdeutlichen, was es bedeutet Mentor:in zu sein und wie das Nightingale Projekt funktioniert. Auf jeden Fall war es für mich einer der schönsten Aufgaben, die ich als Studierende gemacht habe und ich versuche so gut ich kann, den Kontakt mit F. zu halten. Durch meine Erfahrungen an der Teilnahme würde ich Nightingale jedem Studierende wie auch Kind weiterempfehlen!

(Franziska Lippert)

Infos: https://gemeinsam.kinderfreunde.at/projekte/nightingale-schuelerinnen-mentoring

Bild 1 aus dem gemeinsamen Tagebuch von Mentorin Franziska und Mentee F.

Foto 2 von Mentee F. beim Ausflug in das Haus des Meeres

Foto 1 von Mentee F. beim Ausflug in den Tiergarten Schönbrunn

Foto 3 von Mentee F. im Prater

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